Vitte
Mit seinen rund 600 Einwohnern ist Vitte der größte Ort und Verwaltungssitz von Hiddensee. Wie auch bei Vitt auf Rügen bezeichnete der Name einen Ort, an dem Fischer in der Heringsfangsaison lebten. 1513 standen nur 24 rohrgedeckte Katen an dem kleinen Fischerhafen. Mit der Zeit wurden die Vitten jedoch zu dauerhaften Siedlungen. In Vitte befinden sich die öffentlichen Einrichtungen der Insel wie Rathaus, Schule und Bibliothek sowie einige Geschäfte und Restaurants. Auch die Insel-Information, das Nationalparkhaus und der Jachthafen sind hier beheimatet. In Ermangelung von exakten Adressen unterscheidet man zwischen zentralem Teil, Süderende und Norderende.
Der Hafen von Vitte ist der größte der drei Hiddenseer Häfen. Hier spucken die großen Fährschiffe die meisten der bis zu 5000 Tagesbesucher aus, hier gibt es einen großen Fahrradverleih, einen hübschen Laden mit typischen Inselprodukten und Souvenirs sowie ein Lokal mit Terrasse, auf der man den Tag angenehm ausklingen lassen kann. Im Hafenbecken dümpeln Segelboote und Fischerkähne und an der Mole sitzen die Fischer wie ehedem und reparieren ihre Netze.
Am Norderende steht noch heute das Sommerhaus der dänischen Stummfilmdiva Asta Nielsen (1881-1972), in dem sie die Sommermonate der Jahre 1925-36 verbrachte. Die Pläne des ungewöhnlichen Hauses zeichnete der berühmte Architekt Max Taut (1884-1967). Es ist ein Holzhaus, das die Bewohnerin wegen der stark abgerundeten Ecken Karusel (dän. Schreibweise) nannte. Maler, Schriftsteller und Schauspieler gingen hier ein und aus. Das in Privatbesitz befindliche Gebäude kann leider nicht besichtigt werden.
Leuchtender Farbklecks in der Ortsmitte, unweit des Hafens, ist die Blaue Scheune mit dem fröhlich wuchernden Garten. Das niederdeutsche Hallenhaus mit spitzem Rohrdach, dem ›Zuckerhut‹, ist das einzige Gebäude dieser Art auf Hiddensee. Entstanden ist es vor etwa 200 Jahren als Bäckerei und diente danach als Stall und Scheune, bis es in den 1920er-Jahren die Künstlerin Henni Lehmann zum Atelier mit Ausstellungsraum umfunktionierte. Sie gründete hier zusammen mit Clara Arnheim, Elisabeth Andrae und Katharina Bamberg den Hiddenseer Künstlerinnenbund. Die Gruppe stellte fortan in der Blauen Scheune ihre Werke aus, löste sich aber unter dem Druck der Nationalsozialisten auf, da mehrere ihrer Mitglieder Jüdinnen waren. 1955 kaufte der Maler Günter Fink das Haus und nutzte es ebenfalls für Kunstausstellungen. Seit seinem Tod im Jahr 2000 ist das weitere Schicksal der Scheune ungeklärt.
Südlich von Vitte verbreitert sich die Insel zu der mit niedrigem Buschwerk bewachsenen Dünenheide, durch die sich schmale Sandwege schlängeln. Ab August überzieht hier ein prächtiger violetter Blütenteppich aus Heidekraut den Boden. In der Mitte liegt ein kleines Wäldchen mit der Hotelanlage Heiderose, ansonsten ist der Landstrich bis zum 4 km entfernten Neuendorf einsam, nur hier und da grasen einige Schafe oder Kühe.
Vor dem breitesten Teil der Dünenheide liegt im Bodden die Fährinsel, nur durch einen schmalen Wasserlauf von Hiddensee getrennt. Heute ist sie ganz den Vögeln vorbehalten, früher lebten hier die Fährleute, die noch bis 1952 bei Bedarf den Transport von Reisenden und Waren zwischen Hiddensee und Rügen übernahmen.
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